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Macht den Weg frei für KMU Nachhaltigkeitsberichte: Der VSME final
Im Dezember 2024 veröffentlichte die EFRAG die finale Version des Voluntary Sustainability Reporting Standard for non-listed SMEs – kurz: VSME. Der freiwillige Standard für nicht börsennotierte KMU könnte zum Game-Changer in der Nachhaltigkeitsberichterstattung werden. Er räumt kleinen und Kleinstunternehmen, die ESG-Informationen bereitstellen wollen oder müssen, die ganz großen und viele kleine Steine aus dem Weg. Dabei ist der VSME nicht nur praktisches Instrument, sondern auch strategischer Verbündeter für KMU, die den Prozess der nachhaltigen Transformation anstoßen möchten.
Marktakzeptanz ist entscheidend
Ob der VSME sich durchsetzen wird, steht und fällt mit seiner Marktakzeptanz – auf Seite der Anwender und auf Seite der späteren Berichtsnutzer. KMU müssen die VSME als Instrument akzeptieren, um Nachhaltigkeit in ihre Geschäftsaktivitäten zu integrieren und auf die zunehmende Nachfrage ihrer Geschäftspartner nach Nachhaltigkeitsdaten zu reagieren. Für berichtspflichtige Unternehmen muss sich der freiwillige Standard als probater Ersatz für die individuellen Fragebögen bewähren, mit denen sie bislang ESG-Informationen von KMU in ihrer Lieferkette einholen. Auf die Veröffentlichung des Entwurfs im Januar 2024 hin gab es deshalb eine viermonatige Konsultation mit allen Stakeholdern. Die Ergebnisse hat die EFRAG in ihrer Überarbeitung des VSME berücksichtigt – und dabei im Vergleich zum Entwurf vom Januar 2024 noch einmal ordentlich nachgebessert.
Think small first: Ohne Wesentlichkeitsanalyse
Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse ist das Kernstück der ESRS. Von ihrem Ergebnis hängt ab, zu welchen Themen ein Unternehmen berichten muss. Die Analyse ist aber zeit- und kostenintensiv – was gerade kleinere Unternehmen überfordert. In der VSME wird sie deshalb durch das „if applicable“-Prinzip ersetzt. Dabei müssen berichtende Unternehmen bestimmte Angaben nur dann machen, wenn sie diese für auf ihre Situation anwendbar halten. Eine komplexe Bewertung der Wesentlichkeit von Themen entfällt. Was KMU allerdings bedenken sollten: Die Wesentlichkeitsanalyse ist ein erster wichtiger Schritt, um Nachhaltigkeit im Unternehmen strategisch zu nutzen. In einer vereinfachten Form lohnt sie sich deshalb in mehrfacher Hinsicht.
Modularität für maßgeschneiderte Berichtserstattung
Was den neuen freiwilligen Standard auszeichnet: KMU können entscheiden, welche Ziele sie mit ihrer Berichterstattung erreichen wollen und wieviel Aufwand sie dafür betreiben möchten. Unternehmen haben in der finalen Version der VSME die Wahl zwischen nur mehr noch zwei Modulen. Das Basismodul mit elf Angaben ist ein niedrigschwelliges Angebot für alle, die in die komplexe Materie der ESG-Berichterstattung erst einsteigen. KMU, die die erweiterten Anforderungen von Banken, Investoren und Geschäftspartnern erfüllen möchten oder müssen, steht das „Comprehensive Module“ mit zusätzlichen neun Angaben zur Verfügung. Das ursprünglich vorgesehene Narrative Module on Policies, Actions and Targets (Narrative-PAT Module) wurde durch vereinfachte Angaben zu Geschäftsmodell, Praktiken und Strategien in Form einer Checkliste mit Ja/Nein-Fragen ersetzt.
Online-Plattform und digitale Werkzeuge
Der VSME soll KMU auch die eigentliche Berichterstellung möglichst leicht machen. Die EFRAG hat deshalb angeregt, den Standard als Online-Meldevorlage auf einer Plattform verfügbar zu machen. KMU könnten hier die geforderten Informationen eingeben und Nutzer – Banken und große Unternehmen – sie entsprechend herunterladen. Die bislang individuell auszufüllenden ESG-Fragebögen würden auf diese Weise ersetzt. Eine weitere Empfehlung der EFRAG: frei verfügbare, auf EU-Ebene anerkannte digitale Tools wie Online-Rechner – zum Beispiel für die Treibhausgasbilanz – und Geo-Datenbanken. Damit wäre der VSME nicht nur einfacher zu nutzen. Eine gemeinsame Referenzgrundlage würde auch die Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsinformationen sicherstellen. Die EFRAG plant, KMU ab 2025 mit Leitfäden, Trainings und anderen Ressourcen bei der Einführung der VSME zu unterstützen. Auch der Deutsche Nachhaltigkeitskodexhat angekündigt, Unternehmen im Prozess der digitalen CSRD-konformen Berichterstattung zu unterstützen. Die DNK-Webplattform wird derzeit dafür weiterentwickelt. Schon jetzt steht eine Beta-Version zur Verfügung. Ab dem Sommer sollen Unternehmen ihre Berichte nach ESRS VSME über die Plattform erstellen können.
Chance statt Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit
Kritiker der CSRD behaupten, dass die EU-Berichtspflichten die Wettbewerbsfähigkeit bedrohen. Der VSME tut eher das Gegenteil: Mit über 50.000 Unternehmen, die in den Anwendungsbereich der CSRD fallen, ist die Übernahme des freiwilligen Standards für KMU strategisch sinnvoll. Ein einheitlicher Rahmen und maßgeschneiderte Module ermöglichen ihnen, die von Geschäftspartnern geforderten nachhaltigkeitsbezogenen Informationen effizient aufzubereiten. Zudem haben sie damit bessere Möglichkeiten, sich nachhaltige Finanzierung zu sichern. Und auch Nicht-EU-Unternehmen könnte ein freiwilliger Nachhaltigkeitsbericht nach VSME den Marktzugang erleichtern. Ein Nachhaltigkeitsbericht ist damit mehr als Compliance. Er kann ein strategischer Vorteil sein.
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